80 Jahre nach dem 2. Weltkrieg – Liller und Kölner treffen sich in Compiègne.

Zum wiederholten Mal trafen sich Mitglieder des Freundeskreis Köln-Lille und der Association Cologne-Lille-Erfurt an einem dritten Ort (also weder in Köln noch in Lille). Unsere Wahl fiel diesmal auf die Gegend um Compiègne, nordöstlich von Paris.

In einem Internat und einem Hotel in Pierrefonds konnte die Gruppe am Fuße des mächtigen Schlosses untergebracht werden.

Den Auftakt machte wie so oft eine „auberge espagnole“, ein Buffet, zu dem jeder etwas mitbringt.

Der nächste Tag stand ganz unter dem Motto unserer diesjährigen deutsch-französischen Begegnung: „80 Jahre nach dem 2. Weltkrieg“. Er führte uns zur Clairière de l’Armistice im Wald von Compiègne und zum „Mémorial de l’internement et de la déportation – Champ de Royallieu“

In diesem Eisenbahnwagon wurde am 11. November 1918 der Waffenstillstand zwischen Deutschland und Frankreich unterzeichnet. Als Hitler 1940 große Teile von Frankreich eingenommen hatte, wählte er genau diesen Ort im Wald von Compiègne aus, um den Waffenstillstand am 22. Juni 1940 zu schließen. Er setzte sich sogar auf den selben Platz wie seinerzeit General Foch, der französischen Oberbefehlshaber. Welch eine Demütigung für die Franzosen!

In weiteren Räumen dieser Gedenkstätte befinden sich viele Ausstellungstücke, Fotografien und Texte. Die Vielseitigkeit und die Objektivität der Darstellung hat uns beeindruckt und berührt.

Was heute einen fast idyllischen Eindruck macht, sind die Reste eines riesigen Lagers in Compiègne, in dem eng zusammengepfercht tausende von Juden, politischen Häftlingen, Widerstandskämpfern u.a. untergebracht waren. Insgesamt sind 48.000 Personen in Royallieu gewesen. Viele von Ihnen wurden in die Vernichtungslager im Osten deportiert.

Trotz der grauenvollen Zustände muss es Häftlinge gegeben haben, die Ablenkung durch Kultur fanden, wie die Einladung zu einem Konzert im Lager beweist.

Um Kultur geht es auch in Villers-Cotterêtst, einer kleinen Stadt östlich von Compiègne. Hier wurde im Oktober 2023 von Präsident Macron die „Cité Internationale de la Langue Française“ eingeweiht.

Ein Museum für eine Sprache? Geht das? Ja, und es ist ein hochinteressanter Ort, informativ, interaktiv und einfallsreich.

Hier kann man viele Facetten der französischen Sprache hören.

Und hier kann man in einem Wettspiel seine Kenntnisse der Rechtschreibung testen.

Wer noch aufnahmefähig war, konnte schließlich noch das Schloss von Compiegne besichtigen, nach Versailles und Fontainebleau die wichtigste Herrscherresidenz Frankreichs.

Unsere Heimreise nach Lille und Köln haben wir beim „Familistère de Guise“ unterbrochen.

Das Familistère ist eine der ersten Anlagen des sozialen Wohnungsbau. Es wurde 1888 von dem Fabrikanten Jean Godin für seine Arbeiter erbaut und bot außer den Wohnungen eine Vielzahl gemeinschaftlich genutzter Orte wie Kindergarten, Park, Schwimmbad, Theater u.a. Es wird nach wie vor von Mietern bewohnt. Einige Räume sind der Geschichte dieses Baukomplexes und ganz allgemein der „machine à habiter“ gewidmet. Absolut sehenswert!

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